Mit seinem auf einer Höhe zwischen 650 und 1'150 Meter gelegenen Weinberg, dem höchsten Europas, hat Visperterminen weltweit Berühmtheit erlangt. In kurzen Terrassen mit hohen Trockensteinmauern überwindet der Weinberg auf engstem Raum 500 Höhenmeter.
Die Südlage des Hanges und die grossen Steinflächen der Mauern machen die Reben bis in den Spätherbst zu einer Wärmekammer, die den Trauben – zusammen mit ein paar Föhnstössen – die nötige Reife verleiht.
Die Rebsorte Heida ergibt einen sehr würzigen und sehr speziellen Weisswein, harmonisch, körperreich und mit ausgewogener Säure. Wohl zu Recht wird diese Rarität auch als „Perle der Alpenweine“ bezeichnet.
Der Weinbau in Visperterminen blickt auf eine lange Tradition zurück. Archäologische Funde belegen, dass bereits die Kelten den Weinbau dort betrieben haben. Ein weiteres Indiz für den keltischen Ursprung ist, dass die alten Weinsorten des Kantons Wallis aus der Gegend des heutigen Frankreich stammen.
"GANZ NAH AM HIMMEL"
Eine schöne Geschichte von Beat Wüthrich, der im August 2001 zusammen mit Pirmin Heinzmann, Zunftmitglied und ehemaliger Kellermeister der St. Jodernkellerei den Heidazunft-Rebberg besuchte.
Der Beitrag erschien am 23.8.2001 im Sonntagsblick.
Hinweis: Einige Daten haben sich in der Zwischenzeit natürlich verändert (Anzahl Zunftmitglieder, Anzahl Rebparzellen usw.)
"Schweiss und Kurzatmigkeit gehören zwangsläufig dazu, wenn man den höchsten Weinberg Europas hinaufkraxelt. "
Auf 1150 Metern liegt er, hoch oberhalb von Visp, in Visperterminen. Seltene Smaragdeidechsen huschen über Steinplatten, Gottesanbeterinnen - eine Fangheuschreckenart - warten geduldig auf Beute. Aus Felsritzen wachsen Euphorbien, südländisch anmutende Wolfsmilcharten.
"Giftige Vipern leben hier", berichtet Pirmin Heinzmann beim Aufstieg. "Kreuzottern hingegen existieren im Wallis entgegen der Volksmeinung nicht." Der ehemalige Kellermeister der St. Jodern-Kellerei muss es wissen. Fast täglich ist er in den terrassierten Steilhängen anzutreffen, die eine Höhendifferenz von 500 Metern überwinden. Hier werden Spezialitäten gepflegt, uralte Sorten kultiviert.
Resi ist so einer - Der Wein riecht nach grünen Äpfeln, zeichnet sich durch seine Frische aus, erinnert im Gaumen an Dürräpfel und Johannisbeeren.
Und da ist der berühmte Heida-Wein.
Heida bedeutet "der Neue, der Fremde". In der St.Jodern-Kellerei werden zurzeit jährlich 80'000 bis 100'000 Flaschen Heida produziert. Etwa 400 Kleinwinzer beliefern die Kellerei mit ihren "Triibil" (Trauben). Selbstverständlich nicht nur mit der Sorte Heida. Die aber ist ist die eigentliche Exklusivität.
Ganz zuoberst im Weinberg sind 200 Rebstöcke beschildert. Sie tragen die Namen von Leuten, die bereit sind, einen Mitgliedschaftsbeitrag von 1000 Franken zu bezahlen und ein- oder mehrmals bei der Rebstockpflege mitzuhelfen. Arbeiter sind in dieser Heidazunft dabei, Geschäftsleute, ein Walliser Staatsrat. Der Jahreslohn für alle Mitglieder beträgt eine Flasche Heida-Wein.
Der süffige Wein mit Quitten- und Felsgesteins-Aromen hat schon "Ältere Herrschaften" wie Eduard Zimmermann (Ex-"Aktenzeichen XY ungelöst") und Chor-Dinosaurier Gotthilf Fischer in die Höhe gelockt.
Auf eine Person wartet Kellermeister Heinzmann sehnsüchtig: Tina Turner.
Nachdem die am Zürichsee lebende Rock-Königin in einem Interview ihre Vorliebe für Heida-Wein gestanden hatte, wurde sie flugs nach Visperterminen eingeladen.
Die Antwort steht noch aus. Dabei müsste sie als erste und einzige nicht die steilen Terrassen erklimmen, um ihren Rebstock zu pflanzen.
Für sie würde ein Helikopter bereitstehen. Pirmin Heinzmann wartet auf Tinas Anruf.
(Soweit die Erzählung von Zeitungsredaktor Beat Wüthrich zu seinem Besuch im Heidazunft-Rebberg im August 2001)